(eb) Niedersachsen ist eines der Vorreiterländer, wenn es um den Ausbau erneuerbarer Energien geht: 2022 betrug der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch 92 Prozent. Bundesweit lag der Wert bei rund 46 Prozent. In Niedersachsen entfällt der größte Anteil auf Strom aus Windenergie. Doch trotz viel Wind stehen die Windräder oft still. Woran liegt das?
Ein Grund: Stau im Stromnetz
Es gibt Zeiten, wenn der Wind weht und die Sonne scheint, in denen Niedersachsen viel mehr Strom produziert als es verbraucht. Wird mehr Strom produziert als vor Ort verbraucht und als die Stromnetze abtransportieren können, bedarf es lokaler Maßnahmen zur Vermeidung von Überlastungen. Erzeuger, die geografisch vor dem Engpass liegen, werden angewiesen, ihre Leistung herunterzufahren. Als Folge müssen die Windräder abgeriegelt werden – sie stehen still. Erzeuger, die geographisch hinter dem Engpass liegen, oft fossile Kraftwerke, müssen ihre Leistung hochfahren, damit auch nach dem Engpass weiterhin genug Leistung zur Verfügung steht. Diese Netzeingriffe nennt man Redispatch-Maßnahmen.
Kunden müssen für Kosten aufkommen
Redispatch-Maßnahmen sind doppelt ärgerlich: Zum einen wird die kostbare regenerative Energie nicht genutzt, zum anderen verursachen sie Kosten, die sich negativ auf die Strompreise auswirken. Denn Netzbetreiber müssen die Betreiber der auf Anweisung heruntergefahrenen Anlage für die Energie, die sie nicht ins Netz einspeisen können, entschädigen. Und auch bei der hochgefahrenen Anlage entstehen zusätzliche Kosten. Das alles legen die Netzbetreiber auf die sogenannten Netzentgelte um – also die Gebühren, die alle Stakeholder zahlen, die das Stromnetz nutzen. Für PrivatkundInnen machen die Netzentgelte etwa ein Viertel bis Fünftel des Strompreises aus. Das variiert regional, denn jeder Netzbetreiber hat individuelle Kosten, die für alle VerbraucherInnen in dem jeweiligen Netzgebiet gelten.
Netzausbau als Lösung
Um Redispatches zu vermeiden und dadurch die Netzentgelte zu senken ist das wirksamste Mittel, die Stromnetze bedarfsgerecht auszubauen. Neben dem Ausbau leistungsstarker Leitungen im überregionalen Übertragungsnetz gilt es auch, das regionale Verteilnetzen zu erweitern.