Die Geschichte der Totenbilder

Erinnerung an Propst Carl Meyer

(mk) Es sind Erinnerungen an geliebte Menschen oder große Persönlichkeiten: Totenbilder. Der Ursprung liegt im 17. Jahrhundert in den Niederlanden und dem heutigen Belgien. Zunächst handelte es sich um handgeschriebene Totenzettel, verbunden mit der Bitte, für das Seelenheil des Verstorbenen zu beten. Ab 1670 tauchten die ersten gedruckten Vorlagen auf; hier konnten Namen und Daten eingetragen werden. Um 1730 begann man damit, die Rückseiten von Heiligenbildchen zu beschriften. Erst in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreitete sich der Brauch der Totenzettel in europäischen Ländern und sogar bis nach Übersee. In Deutschland wurden sie zunächst im Nordwesten, später auch im Süden bekannt - vorrangig unter Adligen, dem Klerus, vermögenden Bürgern und Bauern - Menschen katholischen Glaubens.

In so mancher Familie mag es noch Erinnerungen aus alter Zeit geben, als in den Kriegen so viele junge Männer fern der Heimat ihr Grab fanden. Die Erfindung der Fotografie trug dazu bei, dass Verstorbene abgebildet werden konnten. In manchen Fällen wurde auch eine Zusammenfassung des Lebens und Wirkens verewigt. Ein solches Totenbild wurde mir vom befreundeten Meppener „Poahlbörger“ Josef Lienstromberg und seiner Frau Irmgard überlassen. Es zeigt den gekreuzigten und den auferstandenen Jesus Christus von Albrecht Dürer und ein Foto von Propst Carl Meyer. Er wurde im kommenden November vor 144 Jahren geboren und starb im selben Monat vor 70 Jahren. Der Text zur Erinnerung an ihn lautet wie folgt:

Dem christlichen Andenken

an den in Gottes Frieden heimgegangenen

hochw. Herrn Pfarrer

Propst Carl Meyer

Jubilarpriester und Wirkl. Geistlichen Rat

Der liebe Verstorbene wurde in Freren am 21. Nov. 1879 geboren. Nach vorbereitenden Studien in Meppen, Freiburg/Br. und Münster/W. empfing er am 7. März 1903 im Hohen Dom zu Osnabrück die hl. Priesterweihe. Seine ersten Priesterjahre verlebte er als Vikar in Laer und an der St. Sophienkirche in Hamburg-Barmbek. Das Vertrauen seines Bischofs übertrug ihm als jungen Priester die schwierige Seelsorge an den Hamburger Straf- und Irrenanstalten sowie an den Staatl. Hamburg-Eppendorfer Krankenhäusern.

Nach 23jähriger priesterlicher Tätigkeit in der Diaspora betraute ihn der Bischof mit der Hirtensorge in der Propsteigemeinde in Meppen. Hier hat er in den schweren Jahren für unsere hl. Kirche und die Propsteigemeinde durch seine aufrechte und unbeugsame Haltung und kluge Verhandlungsart so manches Unheil für unsere Pfarre verhütet. Nach dem Kriege gehörte seine ganze Sorge und Liebe dem Wiederaufbau der Propsteikirche, der ihm in glänzender Weise gelungen ist. Als schwererkrankter Priesterjubilar konnte er mit größter Freude an der Kirchweih von St. Paulus in der Neustadt teilnehmen. Besonders betont sei sein priesterlich edles Menschentum, sein väterliches Wohlwollen und seine weitherzige Güte, die ihn mit allen geistlichen Mitarbeitern in der Propsteigemeinde sowie den ihm anvertrauten Gläubigen verband.

Wir vertrauen und beten, dass die Liebe, die er uns gab, Antwort findet in der ewigen Liebe Gottes, die ihn am 10. Nov. 1953, wohlversehen mit den Sterbesakramenten der hl. Kirche, zu sich rief.

Er möge ruhen in Frieden.

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