Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt

Emsländische Initiative
„Inklusiver Betrieb“

(eb) Übergänge auf den allgemeinen Arbeitsmarkt gestalten: Diese Leitidee verfolgt der Landkreis Emsland zusammen mit den Trägern der Behindertenhilfe im Emsland und den regionalen Unternehmen mit der Initiative „Inklusiver Betrieb“. 2014 wurde die Initiative ins Leben gerufen und ist eine wahre Erfolgsgeschichte. Insgesamt haben seitdem über 300 Betriebe eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, mit dem Ziel, Praktikumsplätze, Außenarbeitsplätze oder, im Idealfall, sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen.

Elias Töller, Alice Dommerque und Thorsten Roters im Marktkauf Meppen

„Die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im Berufsleben ist uns ein wichtiges Anliegen. Durch dieses Projekt besteht die Möglichkeit, Menschen mit Behinderungen beruflich zu qualifizieren und ihnen u. a. mittels Praktika und Arbeitserprobungen eine Chance zu geben und die Tür zum ersten Arbeitsmarkt zu öffnen“, sagt Landrat Marc-André Burgdorf.

Die Betriebe werden mit einer Türplakette ausgestattet, die sie als „Inklusiver Betrieb“ auszeichnet. „Es hat sich bei den Veranstaltungen zur Übergabe dieser Plaketten immer wieder gezeigt, dass sowohl die Betriebe als auch die Menschen mit Behinderungen von der Initiative enorm profitieren. Die Betriebe erhalten motivierte Arbeitskräfte, die Menschen mit Behinderungen wiederum erfahren eine große Wertschätzung“, so der Landrat weiter.

Diese gemeinsame Initiative zeigt Erfolg. Für Vitus bedeutet das in Zahlen: 2022 waren von den 720 Beschäftigten in den Vitus Werkstätten 45 Personen in einer Außengruppe tätig,auf einem Außenarbeitsplatz arbeiteten insgesamt 50 Personen. Der Fachdienst Teilhabe und Arbeitsassistenz (FTA) begleitete zusätzlich 46 Personen in Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Weiterhin wurden 16 Personen über das Budget für Arbeit und ein Auszubildender über das Budget für Ausbildung begleitet. Mit diesen Programmen erhalten Wirtschaftsbetriebe finanzielle Unterstützung für den Einsatz von Menschen mit Behinderung. Zudem werden die Teilnehmenden nach Bedarf von einer Vitus Fachkraft des FTA begleitet.

Erfolgsgeschichten öffnen neue Türen.

Wie eine erfolgreiche Vermittlung aussehen kann, zeigt die Geschichte von Elias Töller. Er arbeitet beim Marktkauf Meppen als Mitarbeiter im Getränkemarkt. Begonnen hat er seinen Weg ins Arbeitsleben ganz klassisch im Berufsbildungsbereich der Werkstatt im Fachbereich Holz. „Ich habe dann auch ein Praktikum in einer Tischlerei gemacht, aber schnell gemerkt, das ist nichts für mich“, erzählt Töller von seinen ersten Erfahrungen. Zurück im Berufsbildungsbereich wurde er dann durch eine Ausschreibung auf die Stelle beim Marktkauf aufmerksam und bewarb sich dort für ein Praktikum. „Hier hat es mir dann sehr gefallen und ich habe sofort gesagt, hier möchte ich bleiben“, erinnert sich Elias Töller. „Etwas anderes als Einzelhandel kommt für mich eigentlich auch nicht mehr in Frage.“

Mit seiner Arbeit hat er auch schnell Eindruck bei den Kolleginnen und Kollegen gemacht. „Anfangs war Elias bei uns im Bereich Leergut beschäftigt, doch wir haben schnell gemerkt, dass er mehr kann und mehr möchte. Inzwischen hat er seinen eigenen Verantwortungsbereich und berät problemlos Kunden, von denen wir auch immer wieder sehr positive Rückmeldungen bekommen“, berichtet der stellvertredende Marktleiter Thorsten Roters. Aus dem anfänglichen Praktikum wurde ein Außenarbeitsplatz und seit 2019 ist Elias Töller beim Marktkauf im Budget für Arbeit  fest angestellt und arbeitet Vollzeit, sogar im Schichtdienst.

Ganz ohne Hilfe geht es allerdings noch nicht. Unterstützt wird er von Alice Dommerque, Jobcoachin beim Vitus FTA. Sie steht Elias bei Fragen und Konflikten zur Seite: „Ich sehe mich als Bindeglied zwischen den Unternehmen und unseren Beschäftigten“, beschreibt sie ihre Aufgabe. „Ich helfe, auftretende Unklarheiten zu beseitigen oder mit den Betrieben neue Arbeitsgebiete für die Beschäftigten zu entwickeln.“ Gleichzeitig versucht sie neue Arbeitsplätze auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu finden und zu vermitteln. „Tatsächlich sind die Betriebe hier im Emsland ziemlich offen für die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung“, so Dommerque. „Manchmal ist es schwieriger, die Werkstattbeschäftigten zu überzeugen, eine Stelle auf dem allgemeinen Arbeitsplatz auszuprobieren.“

Positive Erfahrungen helfen natürlich bei der Vermittlung. So bestätigt Thorsten Roters: „Dass Elias sich so gut ins Team eingefunden hat und hervorragend arbeitet, hat uns natürlich darin bestärkt, noch mehr Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz bei uns zu ermöglichen. Momentan arbeiten hier noch zwei weitere Beschäftigte von Vitus auf Außenarbeitsplätzen.“ Seit 2019 ist der Marktkauf auch offiziell ein „Inklusiver Betrieb“. Im Kollegium und bei den Kunden kommt das gut an.