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Stresstest zum Stromsystem

(eb) Die Energieversorgung in Deutschland ist sehr sicher. Unterbrechungen der Stromversorgung treten nur für wenige Minuten im Jahr auf. Zugleich steht unser Stromnetz vor großen Herausforderungen: Für die Energiewende müssen mehrere tausend Kilometer Stromleitungen erneuert oder ausgebaut werden.

Angesichts der angespannten Lage auf den Energiemärkten durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und dem Ausfall von rund 50 Prozent der französischen Atomkraftwerke wurden im Auftrag der Bundesregierung von Mitte Juli bis Anfang September 2022 Sonderanalysen zur Sicherheit des deutschen Stromnetzes durchgeführt. Der sogenannte zweite „Stresstest“ sollte die Sicherheit des Stromnetzes für diesen Winter unter verschärften äußeren Bedingungen untersuchen.

Dieser kommt zu dem Ergebnis, dass stundenweise krisenhafte Situationen im Stromsystem im Winter 22/23 zwar sehr unwahrscheinlich sind, aktuell aber nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Auch Engpässe im Stromnetz sind auf Grund des verzögerten Netzausbaus und der fehlenden Erzeugungskapazitäten im Süden möglich.

Um dennoch eine stetige und sichere Stromversorgung für alle BürgerInnen in Deutschland zu gewährleisten, sind weitere Maßnahmen, wie die Gewährleistung einer erhöhten Transportkapazität im Stromnetz, notwendig. Wie bereits gesetzlich beschlossen, ist der Ausbau des deutschen Stromnetzes daher ein wesentlicher Meilenstein, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten und die Energiewende und die Klimaneutralität bis zum Jahr 2045 zu erreichen. Denn die Orte, an denen am meisten Strom verbraucht wird, und die, an denen viel erneuerbarer Strom erzeugt werden kann, liegen geographisch sehr weit auseinander. Damit Strom aus Regionen mit besonders viel erneuerbarer Erzeugung dahin transportiert werden, wo er gebraucht wird – zumeist also vom Norden und Nordosten Deutschlands in den Süden und Westen - werden derzeit etwa 10.000 Kilometer Stromleitungen modernisiert oder ausgebaut. Ebenso wichtig ist ein funktionierendes Engpassmanagement, das die Erneuerbaren-Produktion in einer Region kurzzeitig einschränkt und dafür fossile Kraftwerke in einer anderen Region aktiviert, um Leitungsüberlastungen zu vermeiden. Da der Stromnetzausbau Engpässe im Netz verhindern kann, trägt er auch dazu bei, den Strompreis zu stabilisieren.