(cr/bs) Im Februar 2023 veranstaltete das Stadtmuseum Meppen in Kooperation mit dem JAM Meppen eine bunte „90er-Jahre-Show“ mit Talk, Musik, Spielen und vielen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die ihre Erinnerungen an die 1990er Jahre in Meppen mit den Saalgästen und Zuschauern „zuhause an den Geräten“ teilten. Die Sendung wurde aufgezeichnet und ist auf dem Youtube-Kanal der Stadt „Meppen mag Dich“ nachzuerleben. Im Vorfeld der Sendung befragten Mitarbeiterinnen des Stadtmuseums Menschen auf der Straße nach ihrem „besonderen 90er Jahre Moment“. Eine der befragten Personen, Annemarie Taphorn, brachte nicht nur ihre Erinnerung mit in die Sendung, sondern sogar ein Erinnerungsstück, das sie dem Stadtmuseum anschließend für die Sammlung überließ. Es handelte sich um eine Spardose aus Porzellan in Gestalt einer Fuchsfigur mit der Aufschrift „Der Pfennigfuchser“. Ein weiterer Aufdruck verwies auf die Rundfunkanstalt Zweites Deutsches Fernsehen („ZDF“).
Im Rahmen der Inventarisierung des Sammlungsstücks stand der ehrenamtliche Mitarbeiter des Stadtmuseums, Christian Ramm, vor der Herausforderung, weitere Informationen zu dem etwas obskur anmutenden Gegenstand zusammenzutragen. Kurzerhand nahm Ramm mit dem Unternehmensarchiv des ZDF Kontakt auf – und erhielt vom dortigen Archivar Veit Scheller ein prompte und ausführliche Antwort, die hier – auch als Beispiel für museale Strategien der Informationsbeschaffung zu Sammlungsstücken – weitestgehend im Wortlaut wiedergegeben werden soll. Scheller teilte zunächst mit, dass „das ZDF der wissenschaftlichen Forschung positiv gegenüber“ stehe, die „archivierten Bestände und die sekundäre Programmüberlieferung (Pressetexte, -informationen, -kritiken, Einschaltquoten etc.) seien unter bestimmten Voraussetzungen für publizistische, pädagogische oder wissenschaftliche Zwecke“ zugänglich.
Zum „Pfennigfuchser“ erhielt das Stadtmuseum von Veit Scheller folgende Informationen: „Das ZDF hatte am 19. Mai 1997 eine Show mit dem Titel „701 – Die Show“ gestartet, welche live vom Fernsehgartengelände auf dem Mainzer Lerchenberg ausgestrahlt wurde. Die Show lief von montags bis freitags im Nachmittagsprogramm. Das Konzept begründet sich in einer Mischung aus Unterhaltung, Quiz, Information und Serviceangeboten. Hinzu kamen wechselnde Studiogäste pro Sendung. Die Namensgebung (gesprochen: „Sieben Null Eins“) berief sich auf die zentrale Telefonnummer des ZDF, die ohne Vorwahl „701“ lautete. Ein wichtiges Element der Show war ihr interaktiver Charakter, der dem Publikum vor Ort, aber auch allen Zuschauenden zu Hause, ein aktives Mitmachen durch u. a. Ratespiele erlaubte. Ein fester Bestandteil der Show war zudem der „701-Truck“, der deutschlandweit unterwegs war und Städten und Gemeinden die Möglichkeit bot, sich mit Spielaktionen an der Sendung zu beteiligen.
Eines der „Spiele“ bei den Besuchen des 701-Trucks war die Sammelaktion „Der Pfennigfuchser“. Hierbei sammelte der Moderator vor Ort – Uli Schmidt – von den Menschen vor Ort Ein- und Zwei-Pfennigstücke in einer Porzellan-Sammelbüchse für einen guten Zweck ein. Die zehn Städte mit dem besten Sammelergebnis sollten am Ende des Jahres in Mainz dann um einen Jackpot spielen. Vor Ort wurde während der Sammelaktion auch eine „Schätzkönigin“ bzw. ein „Schätzkönig“ ermittelt, welche am Genauesten erraten hatte, wie viel Geld der Ort in der Porzellanbüchse gesammelt hatte. Die Gewinnerin bzw. der Gewinner erhielt als Preis eine Spardose mit dem Namen der Aktion. Da die Show nicht sehr erfolgreich war, wurde schon im September 1997 die letzte Sendung ausgestrahlt. Da es also nur 72 Ausgaben der Show gab, dürfte es die „Pfennigfuchser-Spardose“ nur in einer Anzahl von ca. 50 Stück gegeben haben, die heute alle in Privathand sind.“ Es handelt sich bei dem Objekt also um ein recht seltenes Exemplar, das von dieser nicht sehr erfolgreichen ZDF-Sendung erzählt.
Ein weiteres Rätsel war zu lösen: der Meppener Pfennigfuchser enthielt keine Ein- und Zwei-Pfennigmünzen, sondern eine Menge kleiner Eurocent-Münzen. Die Sparbüchse scheint also auch nach der Einführung des EURO im Januar 2002 noch zum Sparen genutzt worden zu sein. Das Team des Stadtmuseums veranstaltete ein internes Schätzspiel: wieviel Euro würde das Häuflein Kupfermünzen „einbringen“? Alle Schätzenden lagen – anders als die Schätzkönigin Annemarie Taphorn im Jahr 1997 – mit ihren Angaben allerdings zum Teil weit daneben.