(bs) Lange Zeit galten Besen und Kehrblech sowie Staubwedel und -tuch als probate Mittel gegen Staub und Schmutz in Haushalt und Gewerbe. Bei losen Textilien wählte man den Teppichklopfer. Der Nachteil bei dieser jahrhundertalten Reinigungsmethode war, dass der Schmutz beim Entfernen aufgewirbelt wurde. Nur mit einer Feuchtreinigung ließen sich trockene Staubpartikel binden und wirkungsvoll entfernen. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts übertrug man das Prinzip der Pumpe, die Erzeugung eines Sogs, auf den Kampf gegen trockenen Schmutz. Ein „umgekehrt“ laufender Ventilator saugte die Staubpartikel an und leitete sie durch ein Rohr in einen Filter. Auch die heutigen Staubsaug-Geräte funktionieren letztlich noch nach diesem Prinzip. Zwei Entwicklungen sorgten für Innovationen in der Staubsauger-Technologie. In den bürgerlichen Haushalten und Wohnungen kamen immer mehr textile Einrichtungsgegenstände, Polstermöbel und Bodenbeläge auf, für die eine Feuchtreinigung nicht in Frage kam. Sodann sorgte die flächendeckende Versorgung mit Elektrizität und der Anschluss der Haushalte an das Stromnetz dafür, das die ersten elektrisch betriebenen Staubsauger mehr und mehr in Verwendung kamen. Bis zum Zweiten Weltkrieg waren elektrische Staubsauger allerdings ein Luxus, den sich nur reiche Leute leisten konnte. Erst in der sog. „Wirtschaftswunderzeit“ seit den späten 1950er Jahren wurden sie allgemein erschwinglich. In dieser Zeit erfuhren die deutschen Haushalte auch erst eine umfassende Elektrifizierung. Die zeitgenössische Werbung prägte nun das Bild der „deutschen Hausfrau“, die den Haushalt für Ehemann und Familie nach modernsten Gesichtspunkten und auf dem jeweils neuestem Stand der haushaltstechnischen Entwicklung „führt“. Moderne elektrische Haushaltsgeräte von erfahrener Frauenhand bedient, wurden, zusammen mit den entsprechenden Marken und Werbesprüchen, zum Inbegriff des Familienglücks, zu dem auch eine fest gefügte Rollenverteilung gehörte.
Die 1899 bei Gütersloh gegründete Firma Miele avancierte seit den 1930er Jahren zu einem Marktführer im Bereich der elektrischen Staubsauger. Im Miele-Werk Bielefeld war 1927 der erste „Kesselstaubsauger“ entwickelt worden. 1931 brachte die Firma das Modell „L“ heraus, einen Staubsauger in der modernen „Torpedoform“, wie sie auch heute noch gebräuchlich ist. Das Gerät gilt heute als Art Decó-Design-Klassiker Es folgten weitere identisch geformte Modelle mit Kufen oder mit Rädern – bei der Gestaltung spielte die Manövrierbarkeit eine wichtige Rolle. Zwei dieser Geräte, eines mit Kufen, eines mit Rädern, fanden ihren Weg in die Sammlung des Heimatvereins Meppen und werden hier als Beispiele für die Modernisierung und Elektrifizierung der deutschen Haushalte nach 1945 – auch als Symbole des wirtschaftlichen Aufschwungs danach – verwahrt. Das Typenschild trägt die Bezeichnung „E 10“ – es handelt sich wahrscheinlich um den Vorgänger des 1951 aufgelegten Modells „A“. Auf dem Firmenschild prangt das „alte“, geschwungene Miele-Firmenlogo, das bis 1949 gebräuchlich war. Der Staubsauger scheint also in den 1950er Jahren in Meppen in Gebrauch gewesen zu sein.
Mit seiner Gründung im Jahr 1978 hat der Heimatverein Meppen begonnen, eine Sammlung aufzubauen. Zu dieser gehörten neben den Bereichen Archäologie, Stadtgeschichte, Handwerk, Gewerbe, Industrie und Handel, Land- und Hauswirtschaft, Kleidung und Textilien, Wohnen, Vereinswesen, Militär, Kirche und Glauben, Bildung und Schule auch historische Gegenstände und Objekte zur lokalen Alltagskultur. Auf den ersten Blick unscheinbare Haushaltsgegenstände erzählen, genauer betrachtet und „zum Sprechen“ gebracht, viel über das Leben, Arbeiten und Wohnen in vergangenen Zeiten.
Da im Museum nur ein kleiner Teil der Sammlungsstücke ausgestellt werden kann und die meisten Stücke in Depoträumen den Blicken entzogen eingelagert sind, entstand die Idee, diesen Teil der Sammlung sichtbar zu machen und neu in Szene zu setzen. Mit Mitteln aus dem Förderprogramm „Perspektive Innenstadt“ wurde die museale Sammlung des Heimatvereins mit den Sammlungsbeständen des Stadtmuseums vereint und zukünftig in einem begehbaren Schaudepot im Gebäude der ehemaligen Arenbergischen Rentei nicht nur verwahrt, sondern auch präsentiert. Informationen zu den einzelnen Sammlungsabteilungen und Objektgruppen werden vor Ort über QR-Codes vermittelt – über einen virtuellen Rundgang und eine Web App kann das Schaumagazin auch digital erlebt werden. Das Angebot wird ab dem 30. Mai der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.
Museen sind Schatzkammern: sie sammeln und bewahren Gegenstände aus vergangenen Zeiten, erforschen deren Geschichte(n) und bringen sie zum Sprechen. Dabei sind es nicht selten die auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge, die Spannendes zur lokalen Historie zu berichten haben. In der Reihe „Objekt des Monats“ werden im Stadtmagazin DER MEPPENER regelmäßig herausragende Exponate und Sammlungsstücke aus dem Bestand des Stadtmuseums vorgestellt.