(fxe) Museen sind Schatzkammern: sie sammeln und bewahren Gegenstände aus vergangenen Zeiten, erforschen deren Geschichte(n) und bringen sie zum Sprechen. Dabei sind es nicht selten die auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge, die Spannendes zur lokalen Historie zu berichten haben. In der Reihe „Objekt des Monats“ werden im MEPPENER regelmäßig herausragende Exponate und Sammlungsstücke aus dem Bestand des Stadtmuseums vorgestellt.
Zum Objekt
Waren Imbisse früher traditionell eher auf Wochenmärkten und Volksfesten zu finden, entwickelte sich in Deutschland erst nach 1945 eine ausgeprägte Imbisskultur. Ermöglicht u. a. durch die zunehmende Industrialisierung der Essensproduktion, aber auch bedingt durch die fortschreitende räumliche Trennung von Arbeitsplatz und Wohnung, entwickelten sich Imbissangebote zu einer tagtäglichen Begleiterscheinung des modernen Berufslebens. Im Emsland ist wenig über die Anfänge bekannt. Der vielleicht früheste Beleg für einen Schnellimbiss in Meppen ist ein Foto von „Georg Asmus‘ Wurstpavillon“ auf der „Emslandausstellung“ von 1951.
Die hier vorgestellte Preistafel des Meppener Kultimbiss Asmus ist als Kellerfund durch einen örtlichen Bauunternehmer an das Stadtmuseum vermittelt worden. Die angebotenen Speisen und ihre Preise sind neben der fröhlich am Grill tanzenden Sau mit farbigem Filzschreiber auf Pappe gemalt. Obwohl der Schnellimbiss bis heute immer noch im kollektiven Gedächtnis der Meppener lebendig ist, ist unklar, wann genau Asmus erstmals seinen Grill anwarf. Gegründet wurde der Imbiss in der Meppener Neustadt vom Metzgermeister Georg Asmus, der eigentlich eine Fleischerei in der Bahnhofstraße führte, aber seine warmen Delikatessen auch frisch zubereitet zwischen Bahnhof und Hubbrücke anbot. Anfänglich war die „Imbiß-Halle Asmus“ nicht viel mehr als eine Bretterbude, ein typischer Imbiss mit gerader Fensterfront und einem kleinen, mit einem Jägerzaun abgegrenzten Vorgarten. Im Inneren gab es gerade Platz für ein paar Stehplätze, wo die Gäste ihre Frikadelle oder Bratwurst hastig verzehren konnten. In den 1970er Jahren wechselte der Besitzer und der Imbiss wurde zu einem halbrunden Imbisspavillon umgebaut, der sich perfekt in die Gabelung von Schützen- und Herzog-Arenberg-Straße fügte.
So unscheinbar die bräunliche Tafel mit der über die Jahre doch etwas verblichenen Schrift erscheinen mag, ruft sie allein schon durch den Namen „Asmus“, bei Generationen von Meppener Bürger:innen Jugenderinnerungen hervor. Denn der Schnellimbiss Asmus war eine Meppener Institution. Inmitten des „Bermudadreiecks“ gelegen, wo die Schützenstraße in die Herzog-Arenberg-Straße mündet, war der Kultimbiss seit der Nachkriegszeit erste Anlaufstelle in Sachen Frikadelle, Bratwurst und Co. In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg verkehrten hier an Markttagen die Bauern und Händler, die ihre Pferde beim Gasthaus gegenüber untergestellt hatten. Die Besucher der umliegenden Kneipen, dem Stadtcafé oder der Diskothek „Barbarella“ stärkten sich hier in den langen Nächten der späten 1960er und 1970er Jahre. Und für viele Kinder aus dem Umland waren es die Pommes von Asmus, die über die Anstrengungen des Stadtbesuchs hinwegtrösteten.
Der Schnellimbiss Asmus war nicht nur die erste Imbissbude, sondern auch die erste Imbissadresse in Meppen. Inzwischen haben sich Essgewohnheiten geändert und die Angebote sind immer vielfältiger geworden. Asmus‘ Frikadellen waren nur noch ein Angebot unter vielen. Schließlich – wohl Ende der 1990er Jahre – wich der Imbiss einem Parkplatz, der im Zuge der umfangreichen Innenstadtsanierung geschaffen wurde. Heute zeigt die bis 2007 umgestaltete Bahnhofstraße mit dem neuen Kino und der MEP ein ganz anderes Gesicht. Damit steht die Preistafel auch für diesen Wandel des Meppener Stadtbildes und erinnert an die rasante Entwicklung, die Meppen seit den 1950er Jahren genommen hat.