Ein Gedenkstein für Goose Sienken

Historischer Kriminalfall aus dem Emsland

(mk) Vor einigen Wochen konnte ich ein Herzensanliegen umsetzen: Am Hinrichtungshügel, den Richter Morrien einst für Anna Gesina Fenslage, geb. Brink, genannt Goose Sienken, ausgewählt hatte, liegt nun ein Gedenkstein. Es war die letzte  Hinrichtung im Amte Meppen; wegen der unglücklichen Umstände und der irrtümlichen Bezeichnung „Letzte Hexe des Emslandes“ ist die Geschichte auch nach mittlerweile 215 Jahren in aller Munde. Viel Spökenkiekerei und Aberglaube findet sich immer noch in Literatur und Volksmund. Das war letztendlich auch der Grund, warum ich das nach alten Akten recherchierte Buch „Hexenschwert“ schrieb; es ist auch nach über 30 Jahren Schriftstellerei für mich das bewegendste Thema. Goose Sienken war weder ein bösartiges Kind, noch eine Kindsmörderin; auch ihren Mann hat sie nicht im Wahn erwürgt, wie auch heute noch vereinzelt behauptet wird. Ihre Geschichte handelt stattdessen von einer jungen Frau, die ihren Mann „sklavisch fürchtete“, wie Gerichtsschreiber Mulert einst niederschrieb. So nahm das Unglück seinen Lauf; sie wurde wegen „Mordbrand“ verurteilt, das bedeutet, sie hatte ein Feuer gelegt, bei dem jemand hätte sterben können. Es gab für ihr Vergehen damals nur eine Strafe: Hinrichtung durch das Schwert und anschließendes symbolträchtiges Verbrennen auf dem Scheiterhaufen; sie sollte in dem untergehen, worin sie gesündigt hatte.

Unterstützung bei der Errichtung des Gedenksteins kam nun von unerwarteter Seite: Ich freue mich über finanzielle und / oder tatkräftige Hilfe von Frank Schepergerdes und Markus Fenske (siehe Foto), Nadine Nehus, dem Steinmetz Günter Rösner und der Firma Metalltechnik Wesenberg sowie anonym. Großzügige Spenden kamen auch von Maria T. Wagener aus Dortmund und Werner Hägele aus Würzburg, die beide bei Stadtführungen von meinem Anliegen erfuhren. Dankbar bin ich auch der Familie Esters, in dessen Wald sich der Hügel befindet, für ihre Erlaubnis des Aufstellens.

Vorfahren der alteingesessenen Familie kommen übrigens auch im Buch vor. Goose Sienkens Todestag jährte sich am 10. April zum 215. mal - aus diesem Grund kam Propst Günter Bültel im Frühjahr meiner Bitte nach, während einer Abendmesse in der Kirche St. Vitus ihrer zu gedenken; ich hatte dabei auch Gelegenheit zu einer kurzen Lesung. Der um 1807 zuständige Propst, Wilhelm Bödiker, war einst für Goose Sienkens Beistand zuständig und auch während der Hinrichtung anwesend. Tausende waren damals in die Stadt gekommen, als das Urteil nach fast einem Jahr Gefängnis öffentlich unter den Bögen des Rathauses verkündet wurde. Sie folgten, wie auch Lehrer und Schüler, dem Zug zur Richtstätte im Esterfelder Forst. Nun erzählen Stein und Hügel ein Stück Meppener Stadtgeschichte.

Das Buch „Hexenschwert - Die Geschichte der Goose Sienken“ wurde gerade von mir überarbeitet und ergänzt, nachdem es lange vergriffen war. Es hat 400 Seiten und enthält neben dem Roman zahlreiche Abbildungen, Auszüge aus den alten Akten, umfangreiches Hintergrundwissen, ein Lesezeichen und eine Ahnentafel. Es ist im Buchhandel unter der ISBN 978-3-9806301-7-7 für 14,90 Euro erhältlich.