(mt) Die Unternehmensnachfolge ist eine der größten Herausforderungen für inhabergeführte Betriebe, insbesondere im Handwerk. Oft wird unterschätzt, wie entscheidend frühzeitige Planung, realistische Zielvorstellungen und persönliche Kompromissbereitschaft für eine erfolgreiche Übergabe sind. Ein aktueller Fall zeigt exemplarisch, wie das Ausbleiben dieser Faktoren in eine wirtschaftliche Sackgasse führen kann – mit dem bitteren Ende eines Insolvenzverfahrens.
Der Fall:
Von Generation zu Generation – und doch gescheitert
Im Mittelpunkt steht ein langjährig etablierter Handwerksbetrieb in der Rechtsform einer GmbH & Co. KG. Der Betrieb war über Generationen in Familienhand und wurde bereits vor Jahren von dem Gründer an seine Tochter übergeben. Diese führte den Betrieb gemeinsam mit ihrem Ehemann fort. Nach dem Tod ihres Ehemannes verblieb sie allein an der Unternehmensspitze.
Die Unternehmerin hatte keine eigenen Kinder. Über viele Jahre wurde deshalb ein verdienter Geschäftsführer aufgebaut, um perspektivisch die Nachfolge im Unternehmen zu übernehmen. Doch trotz intensiver Gespräche kam es nie zu einer vertraglichen Fixierung oder wirtschaftlich tragfähigen Lösung. Differenzen über den Kaufpreis und die künftige Ausgestaltung des Betriebs führten schließlich zum Scheitern dieser internen Nachfolgelösung.
Anschließend wurde versucht, das Unternehmen an einen externen Investor zu verkaufen. Auch hier verhinderten überzogene Kaufpreisvorstellungen und fehlende Kompromissbereitschaft eine Einigung. Die wirtschaftliche Situation des Betriebs verschlechterte sich währenddessen zunehmend – nicht zuletzt, weil eine klare strategische Führung fehlte. Schließlich war der Handwerksbetrieb zahlungsunfähig und überschuldet. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens war unumgänglich. Im Rahmen des Verfahrens konnte keine tragfähige Fortführungslösung mehr umgesetzt werden – der Betrieb wurde eingestellt.
Die Lehren: Unternehmensnachfolge ist Chefsache – und keine Frage des letzten Moments
Dieser Fall verdeutlicht, welche Risiken entstehen, wenn notwendige Nachfolgeregelungen zu lange aufgeschoben oder an unrealistischen Vorstellungen festgehalten wird. Drei zentrale Erkenntnisse lassen sich daraus ableiten:
Frühzeitige, verbindliche Planung: Eine Unternehmensnachfolge erfordert Weitsicht. Idealerweise werden die Weichen bereits Jahre vor dem geplanten Rückzug gestellt – auch für den Fall unerwarteter Entwicklungen.
Realismus und Kompromissbereitschaft: Überhöhte Kaufpreisforderungen, emotionale Bindungen und starre Vorstellungen verhindern tragfähige Lösungen. Wer nicht bereit ist, Verantwortung abzugeben und wirtschaftlich vernünftige Kompromisse einzugehen, gefährdet das Lebenswerk.
Professionelle Begleitung: Eine strukturierte Nachfolgeregelung sollte immer unter rechtlicher, steuerlicher und betriebswirtschaftlicher Begleitung erfolgen. So lassen sich Konflikte frühzeitig erkennen und vermeiden.
Fazit
Die Insolvenz dieses traditionsreichen Handwerksbetriebs zeigt eindrucksvoll: Unternehmensnachfolge darf nicht dem Zufall oder persönlichen Emotionen überlassen werden. Wer zu lange zögert, an Maximalforderungen festhält oder den Realitäten des Marktes nicht ins Auge sieht, riskiert am Ende nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Arbeitsplätze und das unternehmerische Vemächtnis.
Ihre Maike Tallen