Museen sind Schatzkammern: sie sammeln und bewahren Gegenstände aus vergangenen Zeiten, erforschen deren Geschichte(n) und bringen sie zum Sprechen. Dabei sind es nicht selten die auf den ersten Blick unscheinbaren Dinge, die Spannendes zur lokalen Historie zu berichten haben. In der Reihe „Objekt des Monats“ werden im Stadtmagazin DER MEPPENER regelmäßig herausragende Exponate und Sammlungsstücke aus dem Bestand des Stadtmuseums vorgestellt.
(bs) Im Juni 2005 erwarb der Heimatverein Meppen zusammen mit anderen archäologischen Stücken von einem Meppener Sammler einen irdenen Dreibeintopf aus sog. Weserware. Das Stück lässt sich auf das 17. / 18. Jahrhundert datieren – leider ist nicht eindeutig überliefert, ob es tatsächlich in Meppen gefunden wurde, vieles weist aber darauf hin. Sollte es sich bei dem Objekt um Gebrauchsgeschirr aus einem Meppener Haushalt handeln, erzählt es nicht nur etwas über die damalige Küchenausstattung und Methoden der Nahrungsmittelzubereitung, sondern auch über Handelskontakte mit entfernt liegenden Produktionsstandorten, in diesem Fall mit Zentren des Töpferhandwerks im Weserraum.
Grapen waren in der Frühen Neuzeit ein weit verbreitetes Haushaltsgerät. Anders als der bis dahin in Haushalten für Zubereitung und Servieren von Mahlzeiten geläufige Kugeltopf, verfügten Grapen über drei Beine und ließen sich daher im und am offenen Herdfeuer, insbesondere aber auf unebenen Flächen, besser aufstellen. Bei dem hier vorgestellten Modell handelt es sich um einen Henkelgrapen. Ein anderer Typ war der „Stielgrapen“ – Henkel und Stiel dienten als Handhaben, um den Topf in das Herdfeuer stellen und wieder herausheben zu können. Weiter ließ sich das Gefäß auch am Henkel aufhängen, wenn es nicht gebraucht wurde. Der Ausguss weist darauf hin, dass in diesem Grapen flüssige Lebensmittel zubereitet bzw. serviert wurden.
Augenfällig ist die bunte, allerdings recht flüchtige Bemalung. Es handelt sich um eine braun-grüne so genannte „Malhornverzierung“, die sich auf vielen keramischen Gefäßen des 17. und 18. Jahrhunderts findet, also dem damaligen Geschmack entsprach, vielleicht sogar als Mode bezeichnet werden kann. „Malhorn“ bezeichnet ein Gerät zur Keramikdekoration. Der Begriff bezieht sich auf den Behälter für die Malengobe – das ist die dünnflüssige farbige Tonmineralmasse, mit der die Gefäße vor dem Brennen bemalt werden – der ursprünglich aus einem Kuhhorn bestand. In die Spitze des Horns wurde ein Gänsekiel eingesetzt, so dass die Engobe ausfließen konnte. Mit dem Malhorn ließen sich spezifische Wellenlinien, Spiralen, Punkte, „Krähenfüße“ oder stilisierte, geschweifte blatt- und zweigartige Motive aufbringen, die charakteristisch für diese Art bleiglasierter Idenware ist.
Töpferwaren mit Malhorndekor waren im 17. und 18. Jahrhundert ein „Exportschlager“ und Spitzenprodukt aus dem Weserraum, aus Töpferorten, die sich entlang der Weser zwischen (Hannoversch) Münden und Höxter aufreihten. Auch im niedersächsischen „Pottland“ zwischen Hannover, Alfeld und Springe und rund um das Töpferzentrum Fredelsloh wurde diese spezielle Keramik in großen Mengen produziert. Diese so genannte „Weserware“, meist Gebrauchsgeschirr mit einfacher Bemalung, wurde seit Ende des 16. Jahrhunderts als Massenware hergestellt und vor allem über die Weser bis in den Ostseeraum, nach Skandinavien, Großbritannien und in die Niederlande ausgeführt. Dabei kam Hafenstädten wie Bremen oder den niederländischen Nordseehäfen große Bedeutung zu – hier wurden die Keramikwaren umgeschlagen und gelangten von dort über Flüsse und Landwege zu den Kundinnen und Kunden.
Über den Weg, den die Weserware von ihren Produktionsstandorten im Weserraum an die Ems und nach Meppen genommen haben könnte, lässt sich nur mutmaßen. Möglicherweise gelangten die Güter z. B. über den Westfälischen Hellweg oder die Lippe ins Münsterland und konnten dann zu Land oder über die (nur teilweise) schiffbare Ems weiter zu den emsländischen Flusshäfen transportiert werden. Genauso können die Keramikwaren aber auch von Bremen oder aus den Niederlanden über Wasser- und Landwege nach Meppen gelangt sein.